jetzt ist man einmal nen par wochen nicht online, da verpasst man direkt die besten themen. wenns nun auch schon ein par tage alt ist, werde ich es mir nicht nehmen lassen, auch meinen senf dazu loszuwerden.
doch zunächstmal möchte ich tankstelle recht geben. niemand kann erwarten zu seinem glück gezwungen zu werden. hartz4 ist eine schande, aber wenn ich sozialhilfeempfänger höre, die sich beschweren, obwohl sie mehr einkommen haben als krankenschwestern, sozialarbeiter, etc. -> dann kommts mir echt hoch.
die ausschreitungen in frankreich sind symptomatisch für neo-liberalistische politik, wie sie in frankreich (od. zb. auch usa) seit jahrzehnten praktiziert wird. ein vergleich mit deutschland ist nur
SEHR begrenzt zulässig.
die aufständischen franzosen sind alles leute, die in ihren vororten sozial "gedeckelt" wurden. chancenlosigkeit ist da nur ein aspekt von, denn die ist auch bei uns zu finden (siehe neuste pisa-studie). den wesentlichen unterschied macht die entfaltungsfreiheit. sozialschwache deutsche bekommen vom staat immernoch das gefühl vermittelt, nicht ganz hinten über zu kippen, denn zum einen bekommen sie ja noch bezüge, zum anderen ist es ihnen gestattet, ihre meinung frei kund zu tun (zb 'montagsdemonstrationen' letztes jahr). und da liegt der hund begraben:
in deutschland hat der staat mechanismen gefunden, den "volkszorn" kontrolliert entweichen zu lassen. revolutionsartige zustände fordert hier kaum einer ernsthaft, weil es realistische rechte zum demonstrieren, petition-einreichen u.ä. gibt. genau das ist in frankreich aber nicht der fall. hier wird der volkszorn wie gesagt per se gedeckelt. daraus entsteht wiederum die (nun sichtbare - aber auch vorher schon vorhandene) wut.
meint ihr tatsächlich, die chaostage (1. mai in erster linie in hannover und berlin-kreuzberg) sind ausdruck eines wahren volkswillens?? ehh net! das kalkulierte staatspolitik nach dem motto: "schaff dem pöbel ein ventil und er wird weitestgehend friedlich bleiben."
gewisse reibungsverluste - ala brennende autos, kaputte scheiben etc. - sind einkalkuliert, aber für den staat allemal besser als permanent brennende kindergärten, schulen, krankenhäuser (!), ....
derartige zustände wird es daher in deutschland (zumindest in absehbarer zeit) nicht geben. sollte die nun kommende 'politik der ruhigen idiotinnen-hand' (ebenfalls neo-liberal) allerdings ähnliche, soziale ausgrenzung zur folge haben, wie in frankreich - dann ahoi ! siehts hier ähnlich aus. aber auch das wird / würde zeit brauchen.
ein ganz anderer punkt: die jugendlichen in frankreich haben soweit resigniert, dass sie mit selbstzerstörerischer wut vorgehen. die fackeln die autos ihrer nachbarn ab (nicht aber die der bonzen), machen ihre eigenen schulen platt (die sie bitter nötig hätten) usw.
auch das ist hier undenkbar. wer hat denn in deutschland schon so eine wut entwickelt, dass er seine eigenen männer dafür draufgehen lässt? keiner! das ist 1A-staatspolitik:
-> kontrolliertes entweichen lassen der agressionen schafft auch "eigensolidarität". mit meinen eigenen mannen will ichs mir nicht verscherzen... in frankreich sieht das ganz anders aus: denen ist einfach nur noch alles egal.
sondersonde