Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/:Atomstreit-Iran-Ende-Diplomatie/554634.html
Die Entscheidung des Westens, wegen des iranischen Atomprogramms den UN-Sicherheitsrat einzuschalten, empört das Land. Der Iran erkennt keine rechtliche Grundlage und droht mit dem "Ende der Diplomatie".
Der Streit mit dem Iran über die Wiederaufnahme des Atomprogramms wird demnächst den UN-Sicherheitsrat beschäftigen. Darauf haben sich die USA, die EU sowie überraschend auch Russland und China verständigt. In einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister heißt es, der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) solle bei seiner Sondersitzung am kommenden Donnerstag den UN-Sicherheitsrat über die Schritte informieren, die vom Iran verlangt werden.
Von den USA und der EU war die Einschaltung des höchsten UN-Gremiums bereits zuvor gefordert worden. Unerwartet schlossen sich auch China und Russland dieser Position an. Beide Länder hatten sich bis zuletzt skeptisch über den Gang vor den Sicherheitsrat geäußert.
Der Iran sieht dagegen keine rechtliche Grundlage für die Einschaltung des Sicherheitsrats. "Die Europäer werden damit Schwierigkeiten haben", sagte der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Gholamresa Aghasadeh, in einem Interview mit der iranischen Nachrichtenagentur Isna. "Ich glaube immer noch, dass ein diplomatischer Weg aus dieser Krise gefunden werden kann."
Allerdings scheint sich die Tür der Diplomatie langsam zu schließen. Der iranische Atom-Chefunterhändler Ali Laridschani hat mit dem Abbruch des Dialogs mit dem Westen gedroht, falls der Streit vor den UN-Sicherheitsrat gebracht werden sollte. Eine solche Entscheidung würde das "Ende der Diplomatie" bedeuten, sagte er im staatlichen Fernsehen.
Der Iran kündigt zudem an, sich nicht dem Willen des Westens beugen zu wollen. Der Chef des Obersten Sicherheitsrates des Irans, Dschawad Waidi, sagte, sein Land habe das Recht auf das Atomprogramm und werde damit fortfahren. Gleichzeitig signalisierte er Offenheit für "logische und konstruktive Gespräche" mit der EU.
Libyen befürchtet derweil nach den Worten seines Energieministers Fathi Omar Bin Schatwan weiter steigende Ölpreise, sollte der Atomkonflikt eskalieren. Seine Öl-Exporte stoppen werde der Iran jedoch nicht, wie Öl-Minister Kasem Wasiri sagte. Zwischen dem Atomstreit und den iranischen Öl-Exporten bestehe kein Zusammenhang, fügte er hinzu.
DPA/AP/Reuters